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Architekturtheorie


Thorsten Reinicke
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transform Zwischenteil
Entwicklung eines Raumprogramms
Studentische Arbeit

Diese Studentenarbeit stammt aus den Jahren 1979 / 1980. Es gab damals keine Computer. Gezeichnet wurde mit Rapidograph und Reißschiene auf Transparentpapier. Auch die Fotografie erfolgte noch analog. Filme und Fotos konnten an der HfbK selbst entwickelt und von Hand abgezogen werden. So ist z.B. der Gedanke an eine »Diathek« aus heutiger Sicht veraltet.

Der Text wurde damals mit einer Schreibmaschine getippt und fotokopiert. Ich habe ihn gescannt und gebe ihn inhaltlich in seiner Originalversion wieder. Die enthaltenen Handskizzen wurden ebenfalls gescannt und sind ansonsten originalgetreu übernommen.


ENTWICKLUNG EINES RAUMPROGRAMMS
für den Fachbereich Architektur
im Neubau der HfbK Hamburg

Mentor: Prof. Hinrich Baller
Hochschule für bildende Künste Hamburg, Fachbereich Architektur
Winter- / Sommersemester 1979 / 1980

Bearbeiter:
Thorsten Reinicke und drei Weitere

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. Für eine Architektur-Uni werden generell folgende Räumlichkeiten benötigt
  3. Zuordnung der Räumlichkeiten
  4. Benötigte Lichtmenge der einzelnen Räumlichkeiten
  5. Mögliche vertikale Anordnung der Räumlichkeiten nach der benötigten Lichtmenge
  6. Nicht im Neubau vorhandene Räume
  7. Ermittlung des Platzbedarfs für einen Architektur - Neubau an der HfbK
  8. Gedanken zur möglichen Anordnung der Studenten- und Professorenräum
  9. Räumliche Gliederung nach Grundlagenbereichen
  10. Arbeitsskizzen
  11. Beschaffenheit der verschiedenen Räume
  12. Schlußbemerkung
  13. Aufteilung der benötigten HNF in einzelne Räume
  14. Anzahl und Größenordnungen der einzelnen Räume
  15. Ermittlung der Gesamtzahl von Räumen gleicher Größenordnungen
  16. Endgültige Schlußbemerkung
  17. Räume deren Nutzung und Funktion festgelegt ist
  18. Zusammenfassung unserer Ergebnisse

1. Einleitung

Da für die Studenten der HfbK in Hamburg nicht genug Platz vorhanden ist, gab die Baubehörde Hamburg Ende letzten Jahres einen Wettbewerb fur einen Erweiterungsbau der Hochschule heraus.

Dieser Wettbewerb war Anlaß fur die Studenten eines Seminars ein Raumprogramm zu erstellen. Entgegen den Wettbewerbsunterlagen wurde davon ausgegangen, daß der Neubau nur den Fachbereich Architektur beherbergen sollte. Unsere Arbeitsgruppe stellte sich zur Aufgabe, zu den behördlichen Wettbewerbsunterlagen eine Alternative schaffen. Die im Laufe der Arbeit auftretenden Widersprüche entsprechen unserem Arbeitsverlauf, da wir das Problem der Raumfindung von verschiedenen Seiten angegangen sind.

Das Ergebnis unserer Überlegungen, d.h. unser endgültiges Raumprogramm, findet sich in der Zusammenfassung dieser Arbeit.

2. Für eine Architektur-Uni werden generell folgende Räumlichkeiten benötigt:

Arbeitsplätze - für Studenten + Professoren
Korrekturen, Gruppenarbeit
Zeichnen, modellieren usw.
Gruppenarbeitsräume - für ähnliche Nutzung wie oben
Seminarräume - fürSeminare, Kleinveranstaltungen, Vorlesungen
Hörsaal (?) - fürVorlesungen
Großraum (Aula) - fürGroßveranstaltungen Ausstellungen
Studenten + Professoren + Gäste
Ruheraum - fürStudenten + Professoren
Relaxen, lesen usw.
Plauderraum - fürStudenten + Professoren
Teeküche, Gemütlichkeit, plaudern
Bibliothek
(incl. Leseraum)
- zum lesen, Bücher ausleihen
Film + Foto - fürModellfotografie, Fotoatelier, Dunkelkammer
Modellbauwerkstatt - füralle Modellbauwerkstoffe
Werkstätten - fürHolz, Metall, Kunststoffe, Stein, Beton, Ton, Gips
sowie Labors
Mensa
Sanitär

3. Zuordnung der Räumlichkeiten

Raumprogramm-1

Dies ist kein Grundriß! Es soll lediglich darstellen welche Räumlichkeiten nah beieinander liegen sollen und miteinander verknüpft werden könnten. So bräuchten die Räumlichkeiten nicht - wie dargestellt — nebeneinander, sondern könnten auch übereinander liegen und vertikal miteinander verbunden sein.

4. Benötigte Lichtmenge der einzelnen Räumlichkeiten

Da wir die richtigen Lichtverhältnisse (natürliches Licht) in den einzelnen Räumlichkeiten für wichtig halten, versuchen wir eine räumliche Anordnung nach der benötigten Lichtmenge vorzunehmen.

Es bedeuten + = viel Licht; o = mittel, — = wenig Licht

Arbeitsplätze++
Gruppenarbeit+
Modellbau++/o
Werkstätten+
Lesen (Bibliothek)+
Seminarräume+
Großraum+/o
Hörsaal+/o
Plauderraumo
Mensao
Ruheraumo
Bibliotheko/-
Film, Foto

5. Mögliche vertikale Anordnung der Räumlichkeiten nach der benötigten Lichtmenge

Raumprogramm-2

Da Werkstätten und Mensa beliefert werden müssen, ist es zweckmäßig diese im Erdgeschoß unterzubringen.

6. Nicht im Neubau vorhandene Räume

Bei den bisherigen Überlegungen handelt es sich um allgemeine zu einer Architektur — Uni. Diese sollen nun durch einen Anbau dem Gesamtkomplex HfbK angepaßt werden. Dieser Neubau ist nur für den Fachbereich Architektur vorgesehen. Da jedoch schon einige Räume aus unserem bisherigen Konzept in der jetzigen HfbK vorhanden sind und weiterhin mitbenutzt werden können, braucht der Neubau nicht alle benötigten Räumlichkeiten aufzunehmen.
Folgende sind davon betroffen:

Hörsaal-Modernisierung an alter Stelle
Großraum-Aula + Vorhalle
Bibliothek
+ Diathek
-Erweiterung an alter Stelle
Werkstätten-wie gehabt
Mensa-Neuplanung und Erweiterung an alter Stelle
Ruheraum-Dieser Raum entfällt, da genügend andere Möglichkeiten zur Ruhe und Entspannung vorhanden sind.

7. Ermittlung des Platzbedarfs für einen Architektur - Neubau an der HfbK

Bei den folgenden Gedanken halten wir uns an die gegebenen Studienbedingungen des Fachbereichs Architektur an der HfbK Hamburg.
Dabei gehen wir von folgenden Zahlen aus:

250 Studenten
 25 Professoren, Dozenten usw.

Um den Neubau größenmäßig näher einzugrenzen, errechnen wir den Platzbedarf der im Neubau verbleibenden Räumlichkeiten.

Da erfahrungsgemäß niemals alle Studenten gleichzeitig an der HfbK sind gehen wir von einer Zahl von ca. 2/3 aus, also etwa 150 Studenten.

Es wurde ermittelt, daß ein studentischer Arbeitsplatz eine HNF (HNF= Hauptnutzungsfläche) von 7,5 m2 einnimmt.

Für die Arbeitsplätze der Professoren nehmen wir eine benötigte HNF von 20 m2 an.

Hieraus ergibt sich folgender Flächenbedarf:

Arbeitsplätze

Studenten: 150 à 7,5 m2 = HNF ca. 1200 m2
Professoren: 25 à 20,0 m2 = HNF ca. 500 m2

Die Anzahl und Größe der Räume bleibt vorläufig offen.

Gruppenarbeitsräume

Gruppenarbeit findet an den Arbeitsplätzen und in den Seminarräumen statt.

Seminarräume

1 à 120 m2 = HNF 120 m2
1 à 60 m2 = HNF 60 m2
1 à 30 m2 = HNF 30 m2

Plauderraum

1 à 50 m2 = HNF 50 m2

Film Foto Video

gesamt ca. 150 m2 = HNF 150 m2

Modellbauwerkstatt

5 Arbeitsplätze à 7,5 m2
Lagerraum 25 m2
Technische Geräte 20 m2
Gesamt = HNF ca. 100 m2

Baustofflabors

Größe unbekannt, Lage: Keller

SUMME = HNF ca. 2200 m2

Zur Errechnung der benötigten Gesamtfläche addiert sich zur HNF die Verkehrsfläche und die Grundfläche der Wände:

HNF 2200 m2
Verkehrsfläche 25 % v. HNF ca. 500 m2
Wände 15 % v. HNF ca. 400 m2

3100 m2

Die benötigte Gesamtfläche beträgt also ca. 3100 m2, worin die Kellerfläche jedoch nicht enthalten ist.

8. Gedanken zur möglichen Anordnung der Studenten- und Professorenräume

S = Studentenräume P = Professorenräume Raumprogramm-2

a. Zentrale Anordnung der Professorenräume
b. Zentrale Anordnung der Studentenräume
c. Gemischte Anordnung

9. Räumliche Gliederung nach Grundlagenbereichen

Wie schon erwähnt halten wir uns an die Studienbedingungen der HfbK Hamburg.

Es folgt Jetzt eine räumliche Gliederung nach den vier Grundlagenbereichen.

Da die Seminarräume eine ständig wechselnde Belegschaft haben, die Arbeitsplätze relativ ungestört sein sollen, und sich Gruppenarbeiten mit viel „Papierkram“ über längere Zeiträume erstrecken, sehen wir, entgegen früheren Gedanken, doch wieder zusätzliche Gruppenarbeitsräume vor.

Es folgen auf den nächsten Seiten einige Arbeitsskizzen. Die Abkürzungen haben dabei folgende Bedeutung:

A - Studentische Arbeitsräume
G - Gruppenarbeitsräume
P - Professorenräume
S - Seminarräume

10. Arbeitsskizzen

Raumprogramm-2Raumprogramm-2Raumprogramm-2Raumprogramm-2

11. Beschaffenheit der verschiedenen Räume

Jetzt überlegen wir uns, wie die einzelnen Räumlichkeiten beschaffen sein sollten.

Arbeitsplätze

Intim, räumlich getrennt von Öffentlichkeit, gemütlich, privat. 4 — 5 Plätze pro Raum.

Grundlagenbereiche

1. Professorenräume
Variable Größe, um individuellen Wünschen nachzukommen. Räume nutzbar durch einen oder mehrere Professoren.

2. Gruppenarbeitsräume
Nicht individuell. Großzügig, viel Platz. Arbeitsmöglichkeit für Kleingruppen.

12. Schlußbemerkung

Es folgte jetzt innerhalb unserer Arbeitsgruppe eine längere Diskussion, in deren Verlauf sich herausstellte‚ daß die spätere Nutzung der einzelnen Räume nicht schon während der Planung festgelegt werden könne. So stellten wir zum Beispiel fest, daß Gruppenarbeit oder Einzelarbeit auch in Professorenräumen oder Seminarräumen stattfinden kann. Ebenso könnten auch Seminare in Gruppenarbeitsräumen oder studentischen Arbeitsräumen abgehalten werden. D.h. die Nutzungen der einzelnen Räume sind bis auf wenige Ausnahmen (Mensa, Hörsaal, Film/Foto usw.) beliebig untereinander austauschbar.

Somit kamen wir zu der folgenden Schlußbemerkung.

SCHLUSSBEMERKUNG

ES SOLLTEN VERSCHIEDEN GROSSE RÄUME GESCHAFFEN WERDEN, DIE UNTERSCHIEDLICHE NUTZUNGSMÖGLICHKEITEN ZULASSEN.

13. Aufteilung der benötigten Hauptnutzungsfläche (HNF) in einzelne Räume

Um einen Anhaltswert über die benötigte Anzahl und Größe der Räume zu erhalten, wollen wir jetzt die schon ermittelte ungefähre HNF in einzelne Räume aufteilen.

Räumeermittelte HNF
Studentenarbeitsräume1200 m2
Professorenräume500 m2
Seminarräume210 m2
Plauderraum50 m2
Zusammen: 1960 m2

Wir gehen davon aus, daß Studenten auch in Professorenräumen arbeiten und mit den Professoren zusammen. Außerdem kommen noch zusätzlich einige Gruppenarbeitsräume hinzu, so daß wir die errechnete Fläche von 1960 m2 auf 2500 m2 erhöhen.

Die einzelnen Räume sollten sich in folgenden Größenordnungen bewegen:

14. Anzahl und Größenordnungen der einzelnen Räume

40 Studentenarbeitsräume(Stud)30 - 40 m2
25 Professorenräume(Prof)25 - 50 m2
 5 Gruppenarbeitsräume(Grup)30 - 50 m2
 1 Plauderraum(Plau)50 m2
 1 Seminarraum(Semi)120 m2
 1 Seminarraum(Semi)60 m2
 1 Seminarraum(Semi)30 m2

15. Ermittlung der Gesamtzahl von Räumen gleicher Größenordnungen

ProfStudGrupPlauSemiGesamt
Anzahl
Gesamt
Fläche
25 - 3o m27202--29800 m2
40 m28202-1311240 m2
5o m210-11-12600 m2
6o m2 - - - - 1 1 60 m2
120 m2----11120 m2
Summe:2820 m2

Aus der Tabelle ergibt sich also eine benötigte HNF von ca. 2800 m2.

16. Endgültige Schlußbemerkung

Die ermittelte benötigte Hauptnutzungsfläche beträgt ca. 2800 m2 für alle 275 Personen des Fachbereichs Architektur.

Zu schaffende Räume:

30 à 25 - 30 m2
30 à 40 m2
10 à 50 m2

Die Angaben für Anzahl und Größe der Räume sind circa - Angaben und nicht bindend.

Die Räume sollten in freier und aufgelockerter Form angeordnet werden, so daß sie vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zulassen, z.B.

- Durchgänge von Raum zu Raum
- Anordnung mehrerer kleiner Räume um einen großen
- Galerien u.a.

17. Räume deren Nutzung und Funktion festgelegt ist

1 Seminarraum à 120 m2
1 Seminarraum à 60 m2
Film/Foto
Modellbauwerkstatt

Bibliothek, Hörsaal und Mensa verbleiben am alten Ort und sollten durch geeignete Maßnahmen vergrößert und verbessert werden.
Aula und Werkstätten verb1eiben ebenfalls am alten Ort.

18. Zusammenfassung unserer Ergebnisse

Ziel unserer Aufgabe war und ist es, ein Raumprogramm zu erstellen für einen Anbau an die HfbK, der ausschließlich den Fachbereich Architektur aufnehmen soll. Aus einem anfänglich allgemeinen Raumprogramm entwickelten wir ein den Bedürfnissen der HfbK angepaßtes. Hierdurch konnten einige Räume im Neubau entfallen, da sie im Altbau schon vorhanden sind und weiterhin genutzt werden können. Diese Räume, die erweitert und verbessert werden sollten, sind folgende:

Aula
Bibliothek
Hörsaal
Mensa
Werkstätten

Unter den für den Neubau verbleibenden Räumen sind

1 Seminarraum (120 m2)
1 Seminarraum (60 m2)
Film/Foto (150 m2)
und die Modellbauwerkstatt (100 m2)

in ihrer Nutzung festgelegt.

Die restlichen Räume im Neubau sind in ihrer Nutzung nicht eindeutig bestimmt. Nach der Tabelle auf Seite 19 werden

ca. 30 Räume à 25 - 30 m2
ca. 30 Räume à 40 m2
und ca. 10 Räume à 50 m2

benötigt.

Bei diesen Räumen, die alle die gleiche Ausstattung erhalten und möglichst optimal belichtet werden sollen, handelt es sich um Studenten- und Professorenräume, Gruppenarbeitsräume‚ Seminarraum und Plauderraum. Keine dieser Nutzungen ist auf einen bestimmten Raum festgelegt. Unsere Vorstellungen gehen dahin, daß eine individuelle Raumwahl stattfindet, bei der sich jeder nach eigenen Wünschen in einem Raum „einnisten" kann. Somit wäre es denkbar, daß Studenten und Professoren in einem gemeinsamen Raum arbeiten.

Die Räume sollten nicht in heute üblicher Weise nebeneinander an einem langen Flur angeordnet werden, sondern so „ziemlich auf einem Haufen“ liegen. Dabei sind jeweils mehrere Räume direkt miteinander zu verbinden, sowohl horizontal, als auch vertikal.
Zur Verdeutlichung folgen auf der nächsten Seite ein paar abstrakte Skizzen.

Raumprogramm-2

a. Raumraster
b. Raumknäuel
c. Raumgeflecht


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