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Ursprung
»This is our home«
This is a little bit cliched, but … this is … this is our home. This is where we live. It's been home to every human that's ever lived and two maybe ten million or so other species of
animal and plant.
It's where we get our food and our water and our air and it's
our source of inspiration and natural
beauty.
Dave Goulson, Biologe, University of Sussex – Keynote, Tag der Insekten Berlin, 2019
Wir müssen uns bewußt machen, was dieser Ort für uns bedeutet und wie er beschaffen ist.
Die Position der Erde
1990 wurde von der Raumsonde Voyager 1 aus einer Entfernung von etwa 6 Milliarden Kilometern ein Foto gemacht, auf dem die Erde als winziger hellblauer Punkt erkennbar ist. Es heißt »Pale Blue Dot« und es handelt sich bis heute um das aus dem größten Abstand gemachte Foto der Erde. Es veranschaulicht unsere Situation im All.
Aus astronomischer Sicht kann die Position der Erde im Universum heute relativ detailliert beschrieben werden. Gleichwohl kann unser Vorstellungsvermögen die zeiträumlichen Dimensionen nicht wirklich fassen. Unser Sonnensystem befindet sich in einem äußeren Spiralarm – dem kurzen Orion-Arm – 28.000 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt. Die wiederum ist nur eine von Milliarden Galaxien in der lokalen Gruppe im Virgo-Superhaufen in der lokalen Superstruktur im beobachtbaren Universum.
Wir sind nur kosmischer Durchschnitt
, so die ESA.
Zur Veranschaulichung einige Abbildungen:
»Hubble Deep Field« zeigt einen Blick von bis zu 13 Milliarden Lichtjahren weit in die Vergangenheit. 2013 bis 2016 wurde durch die Gaia-Mission der ESA der bislang umfangreichste Sternenkatalog der Milchstraße hervorgebracht. Sie hat einen Radius von rund 52.000 Lichtjahren. Die »Stellar Snowflakes« sind der Kugelsternhaufen NGC 6441 und etwa 13.000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum der Milchstraße entfernt. Die vierte Aufnahme zeigt den Erdaufgang vom Mond aus gesehen.
Nichts ist fest. Alles bewegt sich.
Frédéric Arenou, ESA
Des Nachts können wir die vielen Sterne sehen. Wenn wir aber mit einem Raumschiff ins erdnahe All fliegen, dann ist da erstmal nichts. Die nächste Nachbarsonne - Proxima Centauri - ist 4,3 Lichtjahre von uns entfernt. Mit unseren derzeitigen Antrieben wären wir 77.000 Jahre unterwegs. Die Geschichte der menschlichen Hochkulturen beträgt zum Vergleich seit Mesopotamien rund 5.000 Jahre.
Unser Lebensraum
Wir leben auf der Oberfläche dieser Erde. Sie ist von einer Atmosphäre umgeben, die in der Höhe fließend in die Exospähre des Alls übergeht. Leben können wir nur in ihren unteren Regionen. Bis zu einer Höhe von 2.500 Metern ist dies für die meisten Menschen problemlos, ab 4.000 Metern kann Höhenkrankheit eintreten und ab 7.500 Metern beginnt die Todeszone.
Die Erde hat einen Durchmesser von 12.700 km. Reduziert man den modellhaft auf einen Meter, dann wäre die Schicht innerhalb derer wir leben können, nur 0,2 mm stark. Es ist eine hauchdünne Schicht um einer im All kreisenden Kugel, innerhalb derer wir leben und all das tun können, was wir eben tun. Darunter und darüber wäre es nicht mehr möglich. Ein Ersatz dafür ist mit unseren heutigen Mitteln ebenfalls nicht erreichbar und auch nicht herstellbar.
Ihre Energie erhält die Erde von der Sonne. Zwei Drittel ihrer Oberfläche sind von Wasser bedeckt, ein Drittel ist Landfläche. Auf letzterer leben wir.
Bis auf Weiteres haben wir nur diese eine einzige Möglichkeit.
Die Schrägstellung der Erdachse
Die Erde umkreist nicht nur die Sonne, sondern sie dreht sich auch um sich selbst, wobei ihre Rotationsachse im Verhältnis zur Umlaufebene geneigt ist. Hierdurch verschiebt sich die tägliche regionale Sonneneinstrahlung fortwährend, was die verschiedenen auf der Nord- und Südhalbkugel gegenläufigen Jahreszeiten zur Folge hat. In Äquatornähe betragen die Tag- und Nachtlängen annähernd 12 zu 12 Stunden, in den gemäßigten Zonen ungefähr 16 zu 8 Stunden im Sommer und 8 zu 16 Stunden im Winter. An den Polen finden wir schließlich Tag- und Nachtlängen von je einem halben Jahr vor.
Es ergeben sich unterschiedlichste, sich stetig verändernde und fließend ineinander übergehende Effekte: Helligkeit oder Dunkelheit, Wärme oder Kälte, Trockenheit oder Feuchtigkeit, Sonne, Wind, Niederschläge, Wetter, Klima.
In den unterschiedlichen Zonen und ökologischen Nischen entwickelten sich unzählige Arten. Eine sehr vereinfachte Darstellung soll hier genügen: Mikroorganismen, kleine und große Pflanzen, kleine und große Tiere, sowohl auf dem Land wie auch im Wasser und in der Luft, die sich wie ein organisch lebender Teppich um den anorganischen Planeten gelegt haben.
In dieser Umgebung brachte die Evolution uns Menschen hervor.
Der Anfang
Wir sind einerseits gut an unsere natürliche Umwelt angepaßt, andererseits müssen wir Aufwand betreiben, um in ihr bestehen zu können. Oft ist es zu warm oder zu kalt, zu trocken oder zu feucht, oder das Nahrungsangebot ist nicht immer optimal, sodaß hier Vorsorge getroffen werden muß.
Wir legten Vorräte an und begannen mit dem Ackerbau und der Viehwirtschaft. Hierfür brauchten wir einen Schutz. Wir begannen, unsere natürliche Welt zu verändern.
Wir fingen an zu bauen.
Trypillia-Mega-sites
Einen besonderen Fall stellt das Megasite-Konzept der Trypillia-Gesesellschaft von 4100 bis 3600 v.Chr. dar, eine Kombination aus Urbanität und Agrarwirtschaft:
Around 4100 BCE, we recognise a phenomenon that is unique for European prehistory: in the area of the Central Ukrainian forest steppe, mega-sites develop. With the largest sites of up to 3.2 km² in size, and 2800 simultaneously existing houses, these mega-sites represent the oldest urban structures in Europe.
© Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Bewußtmachung
Ich stelle zwei der obigen Aufnahmen nebeneinander: Den Pale Blue Dot und die Steinzeitliche Hütte. Letztere befindet sich auf diesem kleinen Punkt im Nichts.
Diese Erkenntnis über unsere Situation kann uns helfen, unsere Heimat und unser Zuhause im All besser zu verstehen und ein Bewußtsein hierfür zu entwickeln. Alles was wir je gebaut haben und bauen, alle Dörfer, Städte und Megacities, unsere gesamte Kultur, all die Philosophie, Wissenschaft, Literatur, Kunst, Musik und unser aller Leben, befinden sich auf diesem kleinen blauen Punkt.
Zusammenfassung
Wir leben in einer lebendigen und uns am Leben erhaltenden hauchdünnen Schicht auf der Oberfläche eines Planeten, der sich irgendwo und irgendwann in der Unendlichkeit befindet. Eine andere Lebensmöglichkeit gibt es für uns derzeit nicht. Wir haben seit Langem begonnen, diese unsere natürliche Umgebung zu verändern. Wir fingen an zu bauen.
Quellen
• Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Trypillia-Mega-sites
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